Offener, hochbaulicher Realisierungswettbewerb „Drei Gemeinschaftshäuser für die HafenCity“ in Hamburg. In der HafenCity, dem größten innerstädtischen Stadtentwicklungsgebiet Europas, entsteht ein sozial integrierender, nachhaltiger Stadtteil. Dieser soll durch die Einrichtung von drei Gemeinschaftshäusern unterstützt und weiter vorangetrieben werden.
Ausloberin: | HafenCity Hamburg GmbH, 20457 Hamburg |
Wettbewerbsbetreuung: | büro luchterhandt, Shanghaiallee 6, 20457 Hamburg |
Zeitraum: | 01.2019 – 02.2019 |
Projektbeschreibung
Ziel ist es in den drei neu entstandenen unterschiedlich großen Parkanlagen der HafenCity (Grasbrookpark, Lohsepark und Baakenpark) Räume zu schaffen, an denen sich neben Funktionsflächen lokale Vernetzung, bürgerschaftliches Engagement und nachbarschaftliches Leben in besonderem Maße verdichten und Treffpunkte mit niedriger Einstiegsbarriere entstehen. Durch die Verortung der Häuser in den drei neu entstandenen Parks werden die Raum- und Nutzungsangebote der neuen Einrichtungen gut im Stadtraum verteilt. Neben der zentralen Funktion der drei Gemeinschaftshäuser, der Förderung sozialer Inklusion, sollen auch die Stärkung der Park- und Unterstützung der Spielflächenfunktion, die Versorgung mit öffentlichen Toiletten und z. T. die Unterbringung von technischer Ausrüstung für die Parkanlagen aber auch die Sicherung einer Supervisionsqualität und Wirtschaftlichkeit des Betriebes gewährleistet werden. Insgesamt sollen drei neue Häuser entstehen, die als Ort für Information und Austausch, als Treffpunkt und Aktionsraum und der infrastrukturellen Unterstützung der jeweiligen Parkanlagen dienen. Die neuen Häuser sollen im Stadtteil sichtbar und mit ihrer besonderen Funktion in ihrer Erscheinung erkennbar sein. Die Häuser sollen als „grüne Häuser im Park“ in Holzbauweise entstehen und die Nachhaltigkeitskriterien des HafenCity Umweltzeichens in besonderer Weise erfüllen.
Gemeinschaftshaus im Baakenpark
Entwurfsidee
Die städtebauliche Einbindung des Gemeinschaftshauses im Baakenpark erfolgt zum einen durch eine Erschließung des Gebäudes von allen Seiten, zum anderen entsteht ein neuer Zugang zum Park durch eine innen- sowie außenliegende Treppe, welche das Straßenniveau mit dem Park verbinden. Die außenliegende Holztreppe, die an einen Steg erinnert, orientiert sich an der vorhandenen Böschung, macht somit den Höhenunterschied für die Besucher erlebbar und ermöglicht zusätzlich Einblicke in das Geschehen im Innern.
Die Besucher werden im EG in einem offnenen Bereich mit Café empfangen, an welches die Küche mit Lager angrenzt. Rechterhand befinden sich zwei Mehrzweckräume, welche im Allgemeinen als ein großer, offener Raum genutzt, bei Bedarf jedoch individuell abgetrennt oder zusammengeschaltet werden können. Im hinteren Teil des Gebäudes befinden sich die Nebenräume wie WCs, Mülllager, Technik etc. Die WCs können durch den zusätzlichen Zugang von innen und außen erschlossen werden. Vom Eingangsbereich aus gelangt man über eine frei im Raum liegende Innentreppe in das Obergeschoss. Barrierefreiheit wird durch den dahinter liegenden Aufzug gewährleistet. Das Obergeschoss wird ebenfalls durch drei Seiten erschlossen: durch die Innentreppe, der Außentreppe sowie einem direkten Zugang vom Park aus. Im OG gibt es Platz für eine gemeinschaftlich nutzbare Werkstatt, ein Büro für drei Co-Working Arbeitsplätze, WCs, einem Außenlager und Technik für den Park, sowie dem Café mit interessanten Nischen und Aussichtspunkten sowie einer Außenterrasse mit Blick auf den angrenzenden Spielplatz hin.
Durch die Verteilung des Cafes auf beiden Stockwerken werden so unterschiedliche Zielgruppen angesprochen, zum anderen sorgt die Aufteilung über beide Stockwerke für eine Belebung des Gebäudes. Um die Begegnung und Kommunikation zwischen den Menschen zu fördern, bespielt das Cafe im 1. OG alle freien Flächen. Durch die Stege, die von der Außentreppe in das Gebäudeinnere führen, ist ein autarker Zugang zu den Mehrzweckräumen sowie zu der Werkstatt gegeben, welche somit unabhängig von den Öffnungszeiten des Cafés genutzt werden können. Um die Akzeptanz und die Identifizierung des Gebäudes im Quartier zu stärken, können Teilbereiche des Gemeinschaftshauses jederzeit betreten und benutzt werden. So dient das Gebäude bei schlechtem Wetter auch als Rückzugsort. Die Orientierung zum Öffentlichen Raum ist sowohl durch den Zugang mit Cafe im 1. OG zum Park und Spielplatz hin, sowie durch den Zugang im EG gegeben.
Materialität
Der Neubau wird aufgrund des Hochwasserschutzes im Erdgeschoss in Stahlbeton ausgeführt, um so die nötige Dichtigkeit und Schutz bei Hochwasser zu gewährleisten. Die Fassade im EG kann durch Flutschutztore, die die Fassade in geschlossene und offene Bereiche aufteilen, abgedichtet werden. So entsteht ein Raster, welches sich im 1. OG dann um ein Rasterfeld versetzt wiederfindet. Im 1. OG werden die geschlossene Fassadenbereiche durch die Verwendung von Vollholzwänden umgesetzt. Somit ist auch bereits in der Fassade die Materialität Holz ablesbar. Im Inneren werden die schützenswerte Bereiche wie Lager, Küche, Aufzug und WCs als Stahlbetonkonstruktionen mit Sichtbetonoberflächen gestaltet. Die Innentreppe, der Thekenbereich sowie die Einrichtung des Mehrzweckraums mit Bühne werden in Holz ausgeführt, um so einen spannenden Kontrast dieser beider Materialien Beton und Holz zu erzeugen. Die Fassade soll durch die großzügigen Verglasungen offen und einladend wirken, um so eine niedrige Hemmschwelle zu erzeugen, das Gebäude zu betreten.
Gemeinschaftshaus im Grasbrookpark
Entwurfsidee
Das Gebäude steht an prominenter Stelle direkt in einem der Eingangsbereiche zum Park. Von hier aus ergibt sich ein Sichtbezug zu den Marco-Polo-Terrasen und der Elbphilharmonie als auch zum Park hin. Während sich die Nebenräume zur Straße hin orientieren und dort eine geschlossene Fassade bilden, öffnet sich der Mehrzweckraum zum Park hin um so eine Verbindung von Außen- und Innenraum zu schaffen. Die großzügige Verglasung des Mehrzweckraums ermöglicht Sichtbeziehungen zwischen dem Hafenbecken und der umgebenden Architektur, sowie dem neu geschaffenen Gemeinschaftshaus. Das Gebäude hat im Gegensatz zur Umgebungsbebauung eine andere Formensprache. Dies wird zum einen durch das Baumaterial Holz und die begrünte Fassade sichtbar, zum anderen entsteht durch die Neigung der Wände und des Daches eine Art „Juwel“. Die Erhöhung und Transparenz des Gebäudes in Richtung Südwesten wirkt als einladende Geste auf die Besucher. In direkter Nähe des Parkeingangs befindet sich der Kiosk mit einem Außenverkauf. Der Eingang des Gebäudes liegt im Südwesten, und wird durch die höchsten Stelle des Gebäudes markiert, während Nebenräume, wie Müll- und Außenlager, sowie die von außen zugänglichen WCs im hinteren Bereich liegen. Die Außenterrasse orientiert sich mit direkter Blickbeziehung zum Hafenbecken und den Marco-Polo-Terrassen. Der Mehrzweckraum öffnet sich in Richtung Südwesten und erhält durch eine großzügige Pfosten-Riegel-Fassade trotz seiner Raumtiefe genügend Licht. Somit lässt sich bereits von außen erkennen, ob eine Veranstaltung stattfindet. Bei Bedarf kann der Mehrzweckraum durch eine Faltwand abgetrennt werden. Trotz der Abtrennung bleibt ein Bereich zwischen Mehrzweckraum und Fassade offen zugänglich, welcher eine Erschließung des Kiosks durch das Gebäudeinnere auch bei Veranstaltungen ermöglicht. Dieser Bereich kann zudem als Foyer und Eingangsbereich mit Stehtischen genutzt werden. Eine Pantry, welche direkt an den Mehrzweckraum angrenzt, kann bei Bedarf geöffnet und währemd eines Events als kleine Bar für den Sektempfang o.ä. genutzt werden. Aufgrund der geneigten Dachform und der Erhöhung in Richtung Südwesten entsteht im Mehrzweckraum zusätzlich eine Galerie, welche als Technikebene genutzt werden kann.
Materialität
Im Innenraum wird das verwendete Material Vollholz genauso wie außen, erlebbar und sichtbar. Die Straßenfassade ist vollständig begrünt. Der Verzicht auf chemische Weichmacher und Dämpfe bei der Bauphase ermöglicht eine sehr hohe Nutzerfreundlichkeit, die auch auf Allergiker keine Auswirkungen zeigt. Der ökologische PUR-Boden wird als Bodenfliesen verlegt, sodass bei Schäden und Verschleiß nur die notwendigen Fliesen getauscht werden müssen. Leichte Verschmutzungen und Schäden sind durch die Mellierung zudem schwer zu erkennen. Außerdem reicht es aus, den Boden
lediglich mit Wasser zu reinigen. Er ist besonders widerstandsfähig und langlebig und hat die Nutzungsklasse 32. Alle Fenster sind öffenbar und somit ohne Mehraufwand zu reinigen. Die begrünte Außenfassade wird über ein Bewässerungssystem, welches von Regenwasser gespeist wird, versorgt. Somit ist mit wenig Wartungsaufwand zu rechnen. Durch die großzügige Glasfläche Richtung Süden erfolgt eine große Wärmegewinnung im Winter. Für die Verschattung im Sommer sorgt der Rücksprung der Fassade.
Gemeinschaftshaus im Lohsepark
Entwurfsidee
Das Gebäude befindet sich am westlichen Parkrand, an einer der Bastionen, die als markante Eingangselemente des Parks dienen. Auch das Gebäude kann, neben den zwei Erschließungen von Straßen- und Parkebene, über die Bastion erschlossen werden. Der Neubau dient somit als Filter zwischen Straße und Park und inszeniert die, durch die Topographie gegebenen, Höhenunterschiede. Diese spiegeln sich auch in der Gebäudeform wider. Das Gemeinschaftshaus in L-Form bildet eine raumabschliessende Kante im Schnittpunkt von Straße, Bastion und Spielplatz und nimmt den Verlauf der Landschaft auf. Für den Spielplatz bietet das Gebäude einen geschützten Bereich, ohne seine Fläche dabei zu verringern: die kurze Seite ragt in den Park hinein und bildet eine Nische, die als Verbindungselement zwischen Gebäude und Spielplatz agiert. Die Inszenierung der Höhenunterschiede zieht sich bis in das Gebäude hinein. Die Höhendifferenz zwischen Park und Straße (=halbe Geschosshöhe) wird zur bestimmenden Größe. Der Unterschied zwischen Park- und Straßenniveau (1,36 Meter) wurde zu einem Höhenraster entwickelt mit fünf sich wiederholenden gleichen Höhen (5 x 1,36m = 6,8 m). Durch die Unterteilung in niedrige Räume (2 Höhenraster) und hohen Räumen (3 Höhenraster) war es möglich, mit wenig Flächenaufwand die drei Mehrzweckräume in diesen hohen Räumlichkeiten unterzubringen. Als zentraler Punkt entsteht die Erschließung über Splitlevel, was nutzungsoptimierte Raumhöhen ermöglicht. Diese Level dienen auch als Zugang von Park und Straße. Sie öffnen sich zum Park zu kommunikativen Räumen, die Blickbeziehungen bieten und durch das Café bespielt werden. Das Café zieht sich durch das Gebäude, von der Terrasse am Park bis hin zum Sonnendeck mit Rooftopbar im Obergeschoss, das über eine außenliegende Gangway mit der Bastion verbunden ist. Dabei fungiert das Café, das auf den Zwischenebenen angeordnet ist, als Verteiler. Wenn die kleinen Mehrzweckräume nicht in Gebrauch sind, kann diese Fläche zusätzlich als Café genutzt werden. Die Form und die Fassade sind schlicht gehalten, da der Fokus auf den Höhenunterschieden im Inneren liegt. Durch die Splitlevels bilden sich drei unterschiedliche Zonen im Gebäude, die von verschiedenen Altersgruppen genutzt werden können.
Materialität – Nachhaltigkeit
Bis zur Hochwasserschutzgrenze muss auf Holz als ausschließliches Konstruktionselement verzichtet werden, hier besteht die Fassade aus Sichtbeton, mit verglasten Eingängen, die durch Flutschutztore abgedichtet werden können. Die oberen Ebenen werden hingegen komplett aus Vollholzwänden in Brettstapelbauweise mit horizontaler Maserung errichtet. Ein Vorteil von Vollholz ist z.B. die Möglichkeit eines hohen Grades an Vorfertigung. Dies dient nicht nur der Kostenreduktion, sondern auch einer möglichst geringen Belastung der Nachbarschaft im innerstädtischen Bereich. Holzwände können zudem Feuchtigkeit und Wärme aufnehmen und später wieder abgeben. Durch diese bauphysikalischen Eigenschaften sinkt der durchschnittliche Energieverbrauch für Klima und Heizung und folglich auch die Kosten während der Nutzungsphase. Durch die Wahl von Holz werden außerdem natürliche Ressourcen geschützt, da der Verbrauch von grauer Energie für die Herstellung und des Rückbaus vergleichsweise gering ausfällt. Holz kann vollständig rückgebaut und recycelt werden. Durch den Verzicht auf chemische Mittel bei der Bauphase entsteht eine sehr hohe Nutzerfreundlichkeit, die auch für Allergiker geeignet ist.
Die Flächeneffizienz ergibt sich durch die flexible Nutzung der Mehrzweckräume, die durch Faltwände je nach Bedarf abgetrennt werden können. Durch die Nutzung eines Teil des Daches als Sonnendeck wird hier ein nachhaltiger Umgang mit bebauten Flächen gewährleistet. Das intensiv begrünte Dach bietet zudem Lebensraum für Tiere.